Die Stettiner Hütte bei Pfelders in Südtirol
Wandern in Südtirol: Zwischen Pfossental und Passeiertal
Wie die meisten Berghütten in Südtirol, blickt auch die Stettiner Hütte auf eine lange wechselhafte Geschichte zurück. Ende des 19. Jahrhunderts am Eisjöchl erbaut, vom Militär genutzt, mehrmals vergrößert und zwei Mal von Lawinenabgängen zerstört. 2014 beschädigte eine Lawine die Hütte so stark, dass sie bis zum Fundament abgerissen werden musste.
Infos zur Stettiner Hütte:
- die Pächter haben eine provisorische Hütte gebaut und bieten mittlerweile auch wieder Übernachtungen für ca. 20 Personen an
- geöffnet wird sie jährlich wie bisher vom 1. Juli bis 30.September
- der Bau der neuen Stettiner Hütte mit 80 Betten ist bereits beim Land Südtirol in der Planungsphase und mit erheblichen Auflagen verbunden (verstärkter Lawinenschutz u.ä.)
1. Wandern auf dem Meraner Höhenweg: Durch das Pfossental auf die Stettiner Hütte
2. Der Eishof im Pfossental
3. Zur Stettiner Hütte durchs Passeiertal und Pfelders
1. Wandern auf dem Meraner Höhenweg: Durch das Pfossental auf die Stettiner Hütte
Für eine Tagestour zur Hütte empfiehlt sich der Weg durch das Pfossental. Mit dem Auto fährt man ab Meran ins Schnalstal. Dort zweigt gegenüber von Karthaus rechts eine kleine Straße zum Pfossental ab. Am Ende der Straße liegt auf 1.693 m der Berghof Vorderkaser mit einem Naturparkplatz. Gegen eine kleine Gebühr, die noch vom Bauern per Hand erhoben wird, ist das Parkproblem gelöst und schon kann es losgehen.
Vom Pfossental ist am Vorderkaser, noch recht wenig zu sehen. Lediglich der steile enge Weg zwischen den steil aufragenden Bergflanken lässt etwas erahnen. Nach 20 Minuten Gehzeit öffnet sich der Blick auf das gesamte Pfossental bis zur Hohen Weiße (3.281 m) am Ende des Tales. Der breite Weg führt direkt am Mitterkaser, Gamplhof, Rableid und den hinter einem Baumgürtel liegenden Eishof vorbei.
Die alten Berghöfe sind ein Zeugnis dafür, wie karg und mühsam das Leben noch vor einem Jahrhundert war. Das Holz mancher Hütte wurde von der Sonne fast schwarz gebrannt. Der Gamplhof war noch bis 1910 ganzjährig bewohnt und im Winter meist komplett eingeschneit. Vergleichsweise war er durch die Höhe und Lage in Südtirol einer der am längsten über das gesamte Jahr bewirtschafteten Höfe.
Was im Pfossental bei schönem Wetter so postkartentauglich und romantisch wirkt, ändert sich schlagartig bei einem Wetterumschwung. Selbst im Juli und August wird das Tal plötzlich rauh, kühl und unwirtlich. Hier mit einem Berghof um 1900 zu überleben, dass muß sehr hart gewesen sein. Ohne Auto und Smartphone - aus heutiger Sicht dürfte das kaum vorstellbar sein.
Berghöfe gehören zur Kulturgeschichte in Südtirol. Was in der Vergangenheit über Jahrhunderte funktioniert hat, kann in der Gegenwart leider nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden. Ohne die Höfe würden jedoch die Wiesen bzw. Weiden wieder verkarsten und das Landschaftsbild gravierend verändern. Aus diesem Grund fördert und unterstützt das Land Südtirol die Berghofwirtschaft. Dennoch werden die meisten Höfe im Nebenerwerb unterhalten und deren Hütten auf den Almen als Schankwirtschaften und Unterkünfte für Wanderer oder Biker umgewidmet.
2. Der Eishof im Pfossental
Hinter einem kleinen Waldstück liegt am Ende vom Tal der Eishof. Gefühlt scheint seine Umgebung etwas kühler zu sein als das restliche Pfossental. Sei es das wie eine Barriere wirkende Waldstück oder die Höhenlage, irgendwie bringt man den Namen der Hütte damit in Verbindung. Im Sommer draußen zur Mittagszeit an einem der Tische sitzen, auf die Weiße blicken und eine Brotzeit nehmen - der Wohlfühlfaktor ist dabei enorm hoch. Das urige Tal mit seiner Bergwelt hinterläßt tiefe Spuren in der Erinnerung. Die meisten bleiben lange im Eishof sitzen und kehren dann um. Ein Drittel der Wanderer zieht jedoch weiter zur Stettiner Hütte.
Hinter dem Eishof beginnt das letzte Stück auf dem Höhenweg zur Hütte. Kurz vor der Weiße endet der Forstweg und wechselt in einen Steig mit etlichen Kehren. Diese führen zum Ziel auf 2.875 m - der Stettiner Hütte unter dem Eisjöchl mit dem Übergang ins Passeiertal. Ihre Lage an der unteren Bergflanke des Eisjöchl läßt sofort an die Lawine von 2014 denken. Vor dem inneren Auge versucht man, den Verlauf des Abgangs in der felsigen Umgebung der Hütte nachzuvollziehen.
- Gehzeit: 4-6 Stunden
- 23 km, 1.300 Hm
- Ausgangspunkt: Vorderkaser / Pfossental
- Einkehr: Mitterkaser, Gamplhof, Rableid, Eishof, Stettiner Hütte
- Jahreszeit zum Wandern: Juli bis September
3. Zur Stettiner Hütte durchs Passeiertal und Pfelders
Eine zweite Tour zur Stettiner Hütte startet in Pfelders. Von Meran erreicht man der Ort durch das Passeiertal, am Fluss Passeier entlang, über St. Leonhard und Moos im Passeier. Moos liegt bereits im hinteren Passeiertal und ist den meisten durch die Timmelsjoch Hochalpenstrasse nach Österreich bekannt.
Das Passeiertal reicht ab Meran über Saltaus, St. Martin im Passeier, St. Leonhard im Passeier von 774 m in Moos bis zum 3.480 m Gipfel der Wilde in der Texelgruppe. Über Pfelders und Moos führt auch der Meraner Höhenweg. Um aber alle Etappen zu bewältigen, braucht es mehrere Tage. Immerhin beläuft sich die Gesamtlänge dieses Rundweges ab Meran 90 Kilometer. Wer seinen Urlaub in einem Hotel im Tal gebucht hat und deswegen nicht auf einer Hütte schlafen möchte, teilt den Meraner Höhenweg in mehrere Tagestouren mit gleichem Start- und Zielpunkt auf .
Die Stettiner Hütte ist, egal ob man aus dem Pfossental oder dem Passeiertal aufsteigt, nicht nur der geografische Höhepunkt vom Meraner Höhenweg. Zwischen dem Ausblick auf den Talkessel von Meran und dem Plateau vor dem Eisjöchl an der Hütte liegen kulturgeschichtlich und klimatisch Welten.
Als Tagestour aus Richtung Passeiertal, ist die Stettiner Hütte nur von Pfelders zu schaffen. Bei der Anfahrt aus Meran dauert etwas, bis man sich durch das Tal bis Moos und Pfelders geschängelt hat. Aber zumindest für Beifahrer bietet die Umgebung der Berggipfel des Hirzer Massivs auf der einen und des Passeier Höhenweges auf der anderen Seite genügend Ablenkung.
Pfelders liegt bereits auf 1.622 m. Die Strecke bis zur Hütte entspricht daher fast der Tour von der anderen Seite aus dem Pfossental. Ab Pfelders geht es weiter aufwärts durchs Tal in Richtung Hütte und Eisjöchl auf einem Waldweg am Lazins Hof und der Lazins Alm vorbei.
Hinter der Alm führen Kehren auf einem alten Bergpfad bis zur Scharte auf eine Höhe von ca. 2.400 m. Von dort sieht man von einem Plateau die Gipfel im hinteren Passeiertal bzw. in der Umgebung der Texelgruppe. Die Stettiner Hütte unterhalb vom Eisjöchl läßt sich erst auf den letzten Metern blicken. Dafür entlohnt das Panorama und die Sicht auf den zurückgelegten Weg.
- Zeit zum Wandern: 4 - 5 Stunden
- 20 km, 1.250 Hm
- Ausgangspunkt: Pfelders
- Einkehr: Lazins Alm, Stettiner Hütte
- Jahreszeit zum Wandern: Juli bis September
Falls Sie im Urlaub an einem bikefreien Tag die Tagestour zur Stettiner Hütte aus dem Pfossental oder Pfelders in Angriff nehmen wollen, übernehmen wir gern den Transport vom Hotel zum Ausgangspunkt. Je nach Verlauf des Winters ist die Hütte mitunter schon vor Anfang Juli schneefrei. Erfolgt der Wintereinbruch nicht zu früh, kann man bis in den Oktober zur Hütte wandern. Allerdings wird diese dann nicht mehr geöffnet.
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