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Schnalstal & Schnalstaler Gletscher in Kurzras / Südtirol

Ein Skigebiet als Wahrzeichen

Man fährt fast daran vorbei - das Schnalstal ist nicht nur dem Namen nach ein Seitental. Der Verkehr auf der Bundesstraße durch das Haupttal verlangt in der Saison viel Aufmerksamkeit. Die schmale Schnalstaler Zufahrt rauscht da schnell vorbei.
Vor 1970 war das Tal selbst in Südtirol kaum bekannt. Bis ein Einheimischer auf den Gedanken kam, den Schnalstaler Gletscher als Skigebiet aufzubauen, und sozusagen als Wahrzeichen für das Tal zu vermarkten.

Schloss Juval im Schnalstal

In diesem Artikel:

1. Geburt einer Idee: ein Skigebiet am Schnalstaler Gletscher bei Kurzras
2. Schnals oder Schnalstal?
  2.1 Katharinaberg
  2.2 Vernagt im Schnalstal
  2.3 Der Vernagtsee
  2.4 Karthaus - die Schnalstaler Mönche
  2.5 Unser Frau im Schnalstal
3. Ortler Anblick - durchs Schnalstal zur Fundstelle von Ötzi


1.  Geburt einer Idee: ein Skigebiet auf dem Schnalstaler Gletscher bei Kurzras

Das Schnalstal ist 22 Kilometer lang. Durch das gesamte Tal führt eine Straße die im Talschluss in Kurzras auf 2.011 m unter der Grawand mit dem Schnalstaler Gletscher endet. Bis Ende der 60er Jahre war Kurzras touristisch weder erschlossen, noch bekannt und bestand nur aus ein paar Bauernhöfen. Unterkünfte suchten potientielle Gäste vergeblich. Lediglich die bereits 1889 erbaute Schöne-Aussicht-Hütte und die Lazauner Hütte lockten im Sommer die Schnalstaler zum Wandern und im Winter auf die Ski. An ein reguläres Skigebiet mit allem was zum Skifahren im Winter dazu gehört, war nicht zu denken. Allerdings waren Skigebiete bzw. deren Erschließung für den Tourismus groß im Kommen und Skifahren im Sommer schlicht ein Knüller. Nur wo?

Skigebiet am Schnalstaler Gletscher

Wann der Einheimische Leo Gurschler auf die Idee kam, den Schnalstaler Gletscher per Gletscherbahn als Skigebiet zu erschließen, ist nicht mehr belegt. Jedenfalls geht die spätere Entwicklung in Kurzras letztlich auf ihn zurück. Das erste Drahtseil zog er noch persönlich durch einen Berghang. Wenig später erfolgte der Bau der Schnalstaler Gletscherbahn. Damit war das Skigebiet auf dem Gletscher erstmalig in wenigen Minuten erreichbar. Die passende Infrastruktur war dann nur noch eine Frage der Zeit. Das Thema Ski und Gletscher, ist seitdem jedenfalls untrennbar mit dem Schnalstal verbunden.

Heute ist das Schnalstaler Angebot an Pisten zwar eines der kleineren Skigebiete in Südtirol, dafür aber durch die Lage auf dem Gletscher spektakulär und schneesicher im Winter. Das Skigebiet bietet Pisten für anspruchsvolles Skifahren und eine 8 km lange Abfahrt ins Tal. Die Slalomstrecke wurde nach Leo Gurschler benannt.

Die Bahn zum Gletscher fährt sehr steil zur Bergstation auf die Grawand zum "Glacier Hotel Grawand", dem auf 3.212 m höchstgelegenen Hotel in Südtirol direkt am Schnalstaler Gletscher. Wenn nicht gerade das Wetter den Gipfel in den Wollen versteckt, erkennt man das Hotel auch gut von unten in Kurzras. Durch die Höhenlage waren die Pisten auf dem Gletscher bis 2013 ganzjährig für zum Skifahren nutzbar. Helm, Skibrille, dick angezogen, Ski in der Hand - im August sind Skifahrer an der Talstation auch heute noch keine Seltenheit.

Kurzras ist mit dem Auto ab Meran in ca. 50 min erreichbar. Für alle anderen Skigebiete im Vinschgau wie das Gletscherskigebiet in Sulden oder auf dem Watles, der Haideralm, Schöneben und Trafoi braucht man die doppelte Fahrzeit von Meran aus.

Die Weißkugel

Die Grawand liegt am Hochjungferner und bietet ein herrliches Bergpanorama über das Schnalstal bis zu den Dolomiten und dem Ortler. Fast zum Greifen nahe sind die Dreitausender Similaun, Finailspitze und Wildspitze.

Ebenso sehenswert ist der jährliche Übertrieb der Schafe aus dem Schnalstal auf die Sommerweiden im Ötztal. Über 3.000 Schafe und 300 Ziegen überwinden den Alpenhauptkamm und kehren im September wieder nach Kurzras zurück.

2. Schnals oder Schnalstal?

Was zunächst wie ein Ort anmutet, ist als Tal gemeint. Unter Schnals versteht man in Südtirol die Gemeinde der Dörfer im Schnalstal. Katharinaberg, Karthaus, Unser Frau, Vernagt und Kurzras am Talschluss wurden verwaltungstechnisch zusammengefasst. Die Bewohner des Tales sahen sich aber schon immer als das was sie sind - Schnalstaler.

2.1 Schnalstaler Wahrzeichen: St. Katharinaberg

Egal in welcher Richtung man durchs Tal fährt, die Ansicht der Pfarrkirche ist spektakulär. Sie steht auf einem 1.245 Meter hohen Bergsporn über der Strasse. Katharinaberg liegt malerisch auf der Ostseite über dem Schnalstal.

Die Kirche von Katharinaberg im Schnalstal

An der Waldkante verläuft der Meraner Höhenweg, einer der bekanntesten Wanderwege in Südtirol. Auf der gegenüberliegenden Talseite liegen, nicht weniger malerisch, Schloss Juval und Karthaus.

2.2 Vernagt im Schnalstal

Neben Kurzras ist Vernagt wird sicherlich am meisten im Schnalstal angefahrenen. Der Vernagtsee und die auf der Nordseite liegenden Berghöfe Tisenhof und Finailhof bieten lohnenswerte Ziele zum Wandern. Mehrere Wege führen um den See, an den Höfen vorbei, zum Fundort von Ötzi an der Similaunhütte und natürlich in die umliegenden Berghänge. Vernagt liegt bereits auf 1.700 Metern.

2.3 Der Vernagtsee

In der Abendsonne unterhalb vom Finailhof auf den See schauen - es gibt kaum eine schönere Sicht auf den See. Das warme Abendlicht lässt das Wasser türkisgrün glitzern. Die umliegenden Gipfel spiegeln sich im Wasser und hinter Vernagt kann man in das untere Schnalstal sehen. 

Vernagt am Vernagtsee

Wie viele Bergseen in Südtirol, ist auch der Vernagtsee ist kein Natursee. 1950 wurde am Schnalser Bach eine Staumauer errichtet. Im Stausee verschwanden mehrere Bauernhöfe und eine Kapelle. Bei sehr niedrigem Wasserstand ist daher, ähnlich wie am Reschensee, die Spitze der Kapelle zu sehen.

2.4 Karthaus - die Schnalstaler Mönche

1084 gründete der heilige Bruno mit sechs Mönchen in Chartreuse das Mutterkloster des Karthäuserordens. Von dort gingen in den folgenden Jahrhunderten etliche Tochtergründungen aus. Es brauchte jedoch eine Weile, bis die Mönche ins Schnalstal fanden. Erst 1326 gründeten sie dort das Kloster Allerengelberg. Sieht man von Katharinaberg auf Karthaus, kann man die Abgelegenheit des Klosters in dieser Zeit noch sehr gut nachvollziehen.

Karthaus

Wie viele Klöster überstand es die Zeit der Säkularisierung nicht. 1782 wurde es aufgelöst und die Liegenschaften an Einheimische verkauft. Darauf gründet das heutige Karthaus. Nach einem Brand 1924 sind leider nur noch das Haus des Priors, Reste der Klostermauer und der Klosterpforte erhalten.

2.5 Unser Frau im Schnalstal

Die meisten Touren führen über das Dorf Unser Frau, das mitten im Schnalstal kurz vor der Staumauer vom Vernagtsee auf 1.500 Metern Höhe liegt. Der Ursprung des Dorfes geht auf den Fund einer kleinen Marienstatue im Jahr 1304 zurück. Auch hier hat Ötzi seine Spuren hinterlassen. Seinem Fund im Gletscher verdankt Unser Frau den "ArcheoParc Schnals", der seinen damaligen Lebensraum nachempfindet.

3. Mit Ortler Panorama - durchs Schnalstal zur Fundstelle von Ötzi

Wer sie sehen will, muss durch das Schnalstal zur Similaunhütte. Vor allem aber muss man hoch hinaus. Schließlich liegt sie unterhalb vom Tisenjoch auf knapp 3.208 m in einem ehemaligen Gletscher. Galt die Similaunhütte bis 1991 ohnehin als Geheimtipp zum Wandern, hat der Fund die Tour vom Vernagtsee bis zur Hütte nochmals aufgewertet. Das Schnalstal ist seitdem auch außerhalb Südtirols deutlich bekannter geworden.

Der Einstieg in die Wandertour zur Similaunhütte liegt etwas oberhalb von Vernagt am Tisenhof. Bis zum Joch braucht man für den Aufstieg je nach Tempo 3-4 Stunden (die Schnalstaler Speed Hiker liegen deutlich darunter). Ihre Höhenlage auf 3.019 Meter, sichert ein wunderbares Bergpanorama in dem oberhalb der 3.000er wie fast überall in Südtirol  der Ortler dominiert.

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